Der „Digitale Kaffee TV“ wurde am 2. September wieder live und in Farbe aus der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen hinaus in die Wohnzimmer der Zuschauer gestreamt. Auf Youtube und Facebook konnten die Gäste live mitverfolgen, wie die aktuelle Situation in der Hochschullehre unter dem Motto „Studieren 4.0: Digitale Lehre und Campusleben“ diskutiert wurde. Unter der Moderation von Clarissa Schott und Co-Moderatorin Laura Neugebauer führten vier Gäste eine Diskussion, die die digitale Lehre in den Fokus nahm. Wieder mit dabei im Gespräch: Die Zuschauer selbst.
Eine Sache, die weder beim „Digitalen Kaffee“ noch im Alltag eines Studierenden fehlen darf: Kaffee. So kamen am 2. September vier Gäste und Moderatorin Clarissa Schott zusammen, um das Campusleben und die Hochschullehre bei einer Tasse Kaffee zu diskutieren – Und zwar die Lehr-Form, die seit der Corona-Pandemie auch an der Westfälischen Hochschule gängige Praxis ist: Digital und auf Distanz. Aus ihren Wohnungen und von ihren Arbeitsplätzen aus dazugeschaltet wurden Tatjana Oberdörster, Professorin für Rechnungswesen und Vizepräsidentin für Studium und Lehre an der Westfälischen Hochschule, Marcel Böcker, Stabsstelle Hochschulkommunikation, und die Studierenden Robin Vonnemann (Digitale Systeme im Bachelorstudium) und Veerle Seelig (Journalismus und Public Relations im Bachelorstudium).
Hintergrund der Diskussion ist der Kommentar einer Studentin, der im Tagesspiegel veröffentlicht wurde. Dieser thematisierte, welche Opfer Studierende während der Corona-Zeit bringen mussten. Aber wie sieht der Lehrbetrieb der Westfälischen Hochschule seit dem ersten Lockdown aus? „Wir wurden alle sehr bitter überrascht“, fasste Tatjana Oberdörfer aus Sicht der Hochschule zusammen. Es habe Hochschulen gegeben, die ihren Betrieb komplett eingestellt haben, doch die Westfälische Hochschule konnte ihren Betrieb aufrecht erhalten „mit allen Vorteilen, die Präsenz bietet“, so Oberdörster. Doch statt in den Vorlesungsräumen zu sitzen, wurde alles digital über die Videokonferenzen-Plattform Zoom abgehalten..
Wie die Umstellung für Studierende aussah, variiere stark von Studiengang zu Studiengang, so Studentin Veerle Seelig. Einen starken Vorteil sah Student Robin Vonnemann in der Distanz-Lehre: Ihm gefiel besonders das „Open Book“-Prinzip, das wegen Corona eingeführt wurde. „Open Book“ bezeichnet dabei eine digitale Prüfungsart, die anstelle von Präsenzprüfungen angeboten werden können. Wie Tatjana Oberdörster sagte , gab es am Anfang der Pandemie zwei Möglichkeiten: Die Prüfungsphasen pausieren oder sich eine Alternative überlegen und den Studierenden die Prüfungen trotz Corona ermöglichen. „Wir wollten den Studierenden keine Steine in den Weg legen“, betonte sie.
Trotz der Bemühung, den Lehrbetrieb so normal wie möglich zu gestalten, gab es auch ungewohnte, neue Situationen. Robin Vonnemann stellte erschreckend fest: “Wie muss das Gefühl sein, wenn ein Professor auf dutzende schwarze Kacheln starrt?“ Auch Veerle Seelig hatte bemerkt, dass durch das Ausschalten der Kameras das Persönliche, das Familiäre verloren ging. Als Studentin des Studienganges Journalismus und Public Relations hatte sie allerdings die Erfahrung gemacht: „Man hat mitbekommen, dass Professoren gesagt haben, dass es schade ist, wenn man Studierende nicht sieht. Und dann hat man auch die Kamera angemacht.“ So lernte man sich auch viel besser kennen.
Zum Abschluss des ersten Fragenblocks kümmerte sich Co-Moderatorin Laura Neugebauer um die Fragen der Zuschauer, die durch das Umfragetool Mentimeter ins „Digitaler Kaffee“-Studio getragen wurde.
Nach der Community-Phase ging es in den zweiten Themenblock hinein: Das digitale Campusleben an der WH. Was Marcel Böcker zu Anfang zum Campusleben sagen konnte: „Es hat sich einmal um 180 Grad mit Vollbremse gedreht.“ Obwohl die Corona-Lage sich nach dem ersten Semester nicht verbessert hat und auch weitere Online-Semester in Aussicht standen, war für Marcel Böcker und sein Team klar: Sie wollten mit Veranstaltungen weitermachen. Die erste digitale Veranstaltung fand 2019 mit dem „Social Christmasing“ statt: Eine digitale Weihnachtsfeier, die von der Bescherung bis zur Live-Musik alles bot, was eine Live-Veranstaltung geboten hätte. Der Erfolg ließ sich auch an den bis zu 2.000 Zuschauern messen. „Im Oktober werden wir wieder etwas Digitales auf die Beine stellen“, verriet Marcel Böcker, mehr Informationen würden aber erst zwei Wochen nach der Live-Sendung folgen.
Auch die Studierenden selbst haben Online-Veranstaltungen auf die Beine gestellt, verriet Veerle Seelig: „Da war von Bier-Pong bis zum Filmeabend alles dabei.“ Aber wie kann man Studierende zusammenbringen, die sich noch nicht kennen? Diese Frage warf Clarissa Schott zum Ende des zweiten Themenblocks in den Raum. Eine mögliche Idee hatte Robin Vonnemann: „Eine Art geführte Exkursion im Internet.“ Denn seiner Meinung nach haben einzelne Menschen zu viel Input im Internet. Stattdessen könne man schauen, wo die Interessen sich überschneiden. Veerle Seelig merkte dabei an, dass Studierende Hochschulgruppen gründen könnten – Mit nur fünf Personen Mindestanzahl.
Doch wie geht es weiter mit der digitalen Lehre? Mit der Frage, was für das kommende Semester geplant ist, ließ Tatjana Oberdörster ein Wort fallen: Hybridsemester. „Da, wo es geht, versuchen wir wieder vorsichtig in den Präsenzunterricht zu kommen“, beschrieb sie das Konzept. „Aber es gibt auch Veranstaltungen, die jetzt erstmal online bleiben werden, zumindest im Übergangssemester.“
Dass auch weiterhin Online-Vorlesungen angeboten werden, ist besonders für die Studierenden hart, die während der Corona-Zeit ihr Studium aufgenommen haben. „Man hat sich darauf eingestellt, dass es online gibt. Aber man konnte sich nicht vorstellen, dass es diese Ausmaße annimmt“, resümierte Veerle Seelig. Dennoch habe sie das Online-Angebot ziemlich positiv erlebt. Dem gegenüber steht Robin Vonnemann, der Online-Vorlesungen weniger positiv empfand.
Nach einer zweiten Community-Fragerunde mit Co-Moderatorin Laura Neugebauer fassten die Gäste die Live-Sendung in einem 30-Sekunden-Pitch zusammen. Das Fazit: Positiv. „Wir sollten all das Gute aus der schwierigen Zeit mitnehmen“, sagte Tatjana Oberdörster mit einem hoffnungsvollen Blick, der auf die Zukunft gerichtet sein sollte.
Wer Input oder Feedback für die Westfälische Hochschule hat, kann sich gerne an die Hochschule wenden.